What If We Are All Just Trained Monkeys? Ringvorlesung #PolKommHH
Die Debatte über die Rolle digitaler Kanäle zur Vermittlung von Politik reißt auch im Jahr 2019 nicht ab. Nicht erst seit der Kontroverse um das so genannte Rezo-Video ist sichtbar, wie sehr Parteien und Institutionen unter Druck stehen. Sei es im Ringen um den richtigen Ton, die Auswahl passender Formate oder ganz grundsätzlich über den Zugang zu unterschiedlichen Zielgruppen und Wählerschichten. Die oftmals beklagte Ratlosigkeit politischer Akteure ist dabei Ausdruck einer gesellschaftlichen Veränderung. Angesichts einer sich immer weiter fragmentierenden Öffentlichkeit stellen sich dabei grundsätzliche Fragen darüber, wie Meinung entsteht, gemacht und rezipiert wird. Klar ist: Der Medienwandel und die damit einhergehenden technologischen Veränderungen, fordert die Politik. Etablierte Spielregeln für die Vermittlung von Politik verändern sich von Grund auf.
Wie gelingt ein digitaler Bürgerdialog auf Augenhöhe? Wie verändert sich das Debatten- und Meinungsklima unter Einfluss algorithmisierter Öffentlichkeit? Und wie entsteht unter Einfluss der oben genannten Faktoren eine politische Präferenz?
Diesen und weiteren Fragen geht die zweiten Auflage unser Ringvorlesung nach. Gemeinsam mit Gästen aus Wissenschaft, Praxis und Politik werfen wir ein Schlaglicht auf den Status Quo der politischen Kommunikation in Deutschland. Die Auswahl der diesjährigen ReferentInnen verspricht dabei neben sieben abwechslungsreichen Vorträgen vor allem Eines: Debattenfreude.
Den Auftakt leistet am 23.10. Carline Mohr, die seit Anfang des Jahres den SPD Newsroom im Willy-Brandt-Haus verantwortet. Das Newsroom-Konzept als Plattform zur Schaffung parteinaher Inhalte ist dabei nicht unumstritten. Umso interessanter also der Ausblick auf Carline’s Erfahrung aus der Praxis.
Am 30.10. begrüßen wir darauf hin Prof. Dr. Katharina Kleinen- von Köngislöw und Mareike Wieland. Beide Forscherinnen sind an der Universität Hamburg tätig und arbeiten zu Medienwirkung und Online-Nachrichtenkonsum. Ihr Vortrag zum Auswahlverhalten von Rezipienten unter Einfluss eines latenten Überangebots wird Aufschluss darüber geben, wie Menschen Nachrichten konsumieren und was dies für die Vermittlung von Politik bedeutet.
Am 6.11. präsentiere ich dann die ersten Ergebnisse aus meiner aktuellen Laborstudie. Es geht um die Frage, ob und wenn ja, wie durch digitale Kommunikation Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse gewonnen werden kann. Dazu bediene ich mich Argumenten aus der Neurologie und Suchtforschung um am Beispiel von Instagram zu zeigen, wie sich die Darreichungsform des politischen Inhalts auf die individuelle Bewertung auswirkt. Da bis heute ungeklärt ist, ob digitale Kommunikation und entsprechendes Targeting überhaupt eine Verhaltensänderung auf individueller Ebene hervorrufen kann, können die Erkenntnisse einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte leisten.
Am 13.11. findet keine Veranstaltung statt. Weiter geht es dann am 20.11. mit einem Streitgespräch über Anspruch und Wirklichkeit digitaler Wahlwerbung. Auf dem Podium begrüße ich Martin Fuchs, Politikberater und Blogger sowie Jochen König der auf digitale Methoden spezialisierten Politikberatung Cosmonauts & Kings. Die beiden Experten bringen Impulse aus der Praxis mit nach Hamburg und haben eine lebhafte Diskussion angekündigt.
Am 27.11. bleibt die Veranstaltung in der Praxis: Aus Bremen begrüßen wir den Landesvorsitzenden der CDU Bremen und Mitglied der Bremischen Bürgerschaft Carsten Meyer-Heder. Als Quereinsteiger gelang Carsten Meyer-Heder nicht nur ein historisch gutes Wahlergebnis im SPD-Stammland Bremen. Meyer-Heders Kampagne löste sich vielmehr in Optik und Ansprache weit von der Mutterpartei und sorgte mit unkonventionellen Ansätzen für Aufmerksamkeit und Mobilisierung. Über die Entwicklung der Kampagne und deren Beitrag zum Wahlergebnis spricht Carsten Meyer-Heder.
Dass Kampagnen längst nicht nut die eigene Wählerschaft mobilisieren sollen, sondern dabei auch in Kommunikationsräume politisch unentschlossener Vorstoßen, ist kein Geheimnis. Doch wie steht es um die dabei viel beschworenen „Echokammern“ und „Filterblasen“? Diese und weitere Fragen zu Social Media Nutzung beantwortet Lisa Merten vom Hans-Bredow-Institut in ihrem Vortrag am 04.12.
Zum Abschluss spricht Simon Kruschinski am 11.12. über seine aktuelle Forschung zum Einsatz und Wirkung von Facebook-Targeting. Von Simons‘ Datensatz und Kenntnis der Materie konnten wir uns bereits im vergangenen Jahr einen Eindruck machen. Umso mehr freuen wir uns, dass Simon erneut dabei ist und über die Rolle von Facebook-Targeting im hessischen Landtagswahlkampf 2018 spricht.
Die Ringvorlesung beginnt am Mittwoch den 23.10.2019 um 18:15 an der Universität Hamburg (Von-Melle-Park 9, Hörsaal Erdgeschoss). Gäste sind herzlich willkommen. Ein Livestream ist stand aktueller Planung nicht vorgesehen.
Anbei das Programm: