Wasserstand im Online-Wahlkampf
Instagram hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Instrument im Wahlkampf entwickelt. Doch wie sieht es aktuell im Bremer Wahlkampf aus? Mit der Bürgerschaftswahl in Bremen am 14. Mai 2023 geht der Wahlkampf langsam, aber sicher in die heiße Phase. Eigentlich selbstredend, dass Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten verstärkt Instagram nutzen, um sich zu präsentieren und um Wählerstimmen zu werben. Wobei: Ganz so selbstverständlich scheint dies an der Weser noch nicht zu sein.
Von den dreizehn Spitzenkandidaten in Bremen und Bremerhaven nutzen 10 Instagram für den Wahlkampf. Immerhin. Die Nutzung des Kanals ist hingegen nicht gleichbedeutend mit zielführender Kommunikation. Dies zeigt sich zum Beispiel an der Regelmäßigkeit der Postings.
Darf es noch etwas mehr sein?
Im Durchschnitt veröffentlichen die Politikerinnen und Politiker nur vier Feed-Posts pro Woche. Das ist vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, dass eine kontinuierliche Aktivität auf Instagram wichtig ist, um organisch zu wachsen und eine größere Reichweite zu erzielen.
Zudem fällt auf, dass die Nutzungsintensität stark schwankt. Beispiel Stories: Stories eignen sich wie kaum ein zweites Medium für politisches Storytelling. Im Idealfall erzählt der Kandidat/die Kandidatin fortlaufend von den großen und kleinen Siegen und Rückschlägen, die eine Kampagne mit sich bringt. Wer es ernst meint mit der authentischen Inszenierung, der kommt an Stories nicht vorbei. Und auch hier ist Regelmäßigkeit das Zauberwort. Das Profilbild muss leuchten, am besten permanent. Es ist schließlich Wahlkampf!
Das Profilbild muss leuchten
Umso überraschender, wie erratisch die Kandidatinnen und Kandidaten Stories nutzen, wenn überhaupt. Von exzessiver Nutzung mit über 15 Story-Posts pro Tag bis zu völliger Funkstille lässt sich so ziemlich alles beobachten. Auch dass Stories häufig zur Zweitverwertung für Feed-Posts genutzt werden, was an der Sache zielsicher vorbeigeht.
Insgesamt wäre eine kontinuierliche Präsenz in der Story wünschenswert, um bei den Wählerinnen und Wählern im Gedächtnis zu bleiben und zu zeigen: Seht her, ich meine es ernst mit meiner Kandidatur.
Organisches Wachstum?
Was sich außerdem in Bremen zeigt, ist, dass „kleinere“ Accounts stärker wachsen als die größeren. Dieser Effekt ist aus anderen Wahlkämpfen bekannt. Ein möglicher Erklärungsansatz liegt darin, dass kleinere Accounts oft eine engagiertere Community haben und somit schneller wachsen können.
Grundsätzlich tragen eine kontinuierliche Präsenz und eine höhere Aktivität dazu bei, mehr Aufmerksamkeit zu generieren und die Wählerinnen und Wähler besser zu erreichen. Sechs Wochen vor der Wahl ist also noch Luft nach oben.