Ikonographie und Markenbildung in der Politik

Dieses Bild von Christian Lindner ist ein Screenshot aus dem FDP Wahlspot zur NRW Landtagswahl 2017. Die damalige Agentur Heimat entschied sich für eine stramme Personalisierungsstrategie. Volle Zuspitzung auf den Kandidaten. Zu den damaligen Kommentaren ist eigentlich alles gesagt:

„Lindner geiler Typ aber keine Inhalte.“
„Hauptsache Unterhemd“
Bla. Bla. Bla.

Schaut man aber heute, fast 4 Jahre später mal genauer darauf, wie sich politische Kommunikation entwickelt hat, dann war diese Kampagne über den Wahltag hinaus stilprägend. Vieles der damals neuen Ikonographie gehört heute zum „Standard“. Oder sollte es zumindest.

„Standard“ in Anführungszeichen, weil nach wie vor die wenigsten Parteien und PolitikerInnen in Social Media auf konsistente Bildsprache setzen. Der Professionalisierungsschub den viele nach der Bundestagswahl 2017 prognostizierten, ist deutlich schwächer ausgefallen.

Ich halte das für problematisch, weil ohne plattform-gerechte Bildsprache die Grundvoraussetzung für digitale Kommunikation schlichtweg fehlt. Das Medium setzt den ton, die Ästhetik, einfach alles. Oder um es deutlich zuzuspitzen:
Wer sich als PolitikerIn* heute nicht professionell inszeniert, hat das Internet und die Verteilung von Aufmerksamkeit nicht richtig verstanden.

*) der/die noch etwas erreichen möchte

Was mich zurück zum obigen Foto von Christian Lindner beim rasieren bring. Man kann sich natürlich darüber lustig machen, wenn sich Robert Habeck auf seinem Instgram-Account versucht, stilbildend zu inszenieren. Das mag manchmal etwas plump erscheinen, ist in der Konsequenz jedoch richtig: Das Medium (Instagram) setzt die Ästhetik, große Accounts (Influencer) prägen den Stil und die Masse der NutzerInnen entwickelt eine Konsumgewohnheit von Inhalten.

Wenn Politik also in diesem Medium stattfinden will, führt an einer entsprechend angepassten Ikonographie mittelfristig kein Weg vorbei. Alles andere wäre mit Hinblick auf den Aufwand, der in eine Kanalpflege ohnehin schon fließt, Zeitverschwendung.

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