Social Bots im Bundestagswahlkampf?

Eigentlich freue ich mich über jeden neuen Follower bei Twitter. Ich nutze den Kurznachrichtendienst noch nicht all zu lange. Mit etwas über 90 Followern (Ja, ich weiss…) fällt es mir dementsprechend auf, wenn sich jemand neues anschließt. Erst recht, wenn nicht nur eine Person, sondern gleich mehrere in sehr kurzer Zeit bei meinem Profil auf „folgen“ klicken.

So geschehen heute Vormittag: Der angefügte Screenshot zeigt meine jüngst hinzugewonnenen Follower. Erst „Florian“ und „Eddy“, dann „Susanne Mueller“, „Steini Steinchen“ und „Christiane V.“ und zu guter Letzt „Heiliger Magneticus“ und Image-1„Carl Stabmagnet“. Gleich sieben neue Follower an einem Tag.

„Dagis Christina“ kam gestern bereits dazu aber ansonsten alles Follower, die sich heute im Verlauf des Vormittags mit meinem Profil verbunden haben. Soweit so gut! Stutzig wurde ich bei den Namen „Carl Stabmagnet“ und „Heiliger Magneticus“ – Das konnte doch kein Zufall sein. Also nachgeschaut. Und siehe da. Nicht nur diese beiden Profile ähneln sich in ihrer Beschaffenheit, nein: Alle hier genannten Profile weisen dieselben Eigenschaften auf:

  • Sie haben teils stark generische Profiltitel, wirken „unnatürlich“
  • Sie haben eine stark verzerrte „Folge ich / Follower- Ratio“
  • Sie teilen ausnahmslos Beiträge derselben Person, Grünen-Politikerin Lisa Paus (MdB)

 

Außerdem fällt auf, dass die genannten Profile sich untereinander gegenseitig folgen. Sprich: „Carl Stabmagnet“, „Christine V.“, „Steini Steinchen“ und „Florian“ folgend „Heiliger Magneticus“ usw. – Im Detail sieht das so aus:

„Osterhause Paul“ (rechtes Bild oben rechts) folgt mir übrigens ebenfalls seit heute Nachmittag und auch hier finden sich einzig und allein Retweets von Lisa Paus.

All das erweckt den Eindruck, hier würden Fake Profile bzw. Social Bots verwendet. Unklar ist, ob diese von Dritten gesteuert werden und damit unabhängig von Frau Paus in ihrem Namen unterwegs sind, oder ob Frau Paus bzw. ihre Mitarbeiter oder die Partei selbst diese Aktivitäten steuern.

Letzteres stünde im Gegensatz zur „Grünen Selbstverpflichtung„, welche sich die Partei Anfang des Jahres angesichts von Social Bots mit Hinblick auf den anstehenden Bundestagswahlkampf medienwirksam selbst auferlegt hat. Im Dokument heißt es zum Einsatz von Social Bots etwa:

Mit Hilfe von technischen Möglichkeiten wie Meinungsrobotern (Social Bots) wird oft vorgetäuscht, dass Positionen von Menschen geteilt werden. In Wirklichkeit nutzen aber einige wenige technisches Wissen und Algorithmen, um Zuspruch vieler zur eigenen Meinung vorzutäuschen und Inhalte weit im Netz zu streuen. Das lehnen wir ab. Unser Ziel ist es, eine intransparente Beeinflussung demokratischer Willensbildungsprozesse zu verhindern. Selbstverpflichtungen sind ein erster, wichtiger Schritt. Sie reichen aber nicht aus. Wir sprechen uns für eine gesetzliche Regelung aus, die den intransparenten Einsatz von Social Bots ausschließt.

Eine Zufallsstichprobe der jüngeren Tweets von Frau Paus ergab, dass sich in jedem der gezogenen Tweets mindestens ein Retweet durch einen der genannten Accounts wiederfand. Ob es sich bei diesen Accounts um Bots oder Fake-Profile handelt, lässt sich nicht endgültig klären. Vieles deutet aber darauf hin, etwa die Tatsache, dass Twitter selbst die Profile als „Verdächtig“ markiert:

Letzten Endes ist verwunderlich, dass diese Profile überhaupt existieren. Der vermeintliche Nutzen ist meiner Einschätzung nach um ein vielfaches Geringer als der mögliche Vertrauensverlust seitens der Wähler im Falle einer bewussten Nutzung von Fake Profilen / Social Bots.

 

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